Christian Morgenstern – Das Häslein

Ein Gedicht zu Ostern, Osterfest:

Ein Gedicht von Christian Morgenstern

Das Häslein

„Unterm Schirme, tief im Tann,
Hab ich heut gelegen,
Durch die schweren Zweige rann
Reicher Sommerregen.

Plötzlich rauscht das nasse Gras
Stille! Nicht gemuckt!
Mir zur Seite duckt
Sich ein junger Has

Dummes Häschen,
Bist du blind?
Hat dein Näschen
Keinen Wind?

Doch das Häschen, unbewegt,
Nutzt, was ihm beschieden,
Ohren, weit zurückgelegt,
Miene, schlau zufrieden.

Ohne Atem lieg ich fast,
Lass die Mücken sitzen;
Still besieht mein kleiner Gast
Meine Stiefelspitzen …

Um uns beide – tropf – tropf – tropf
Traut eintönig Rauschen …
Auf dem Schirmdach – klopf – klopf – klopf …
Und wir lauschen … lauschen …

Wunderwürzig kommt der Duft
Durch den Wald geflogen;
Häschen schnuppert in die Luft,
Fühlt sich fortgezogen;
Schiebt gemächlich seitwärts, macht

Männchen aller Ecken …
Herzlich hab ich aufgelacht
Ei, der wilde Schrecken!“

Christian Morgenstern (1871 – 1914),
deutscher Dichter, Schriftsteller und Übersetzer
Vollständiger Name: Christian Otto Josef Wolfgang Morgenstern

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